Meine Kulturlandschaft
30.08.2022

Bei uns heißt Kultur, sich zu erinnern - an `Aufbruchszeiten´!
Blicke zurück sind Blicke auf gebrochener Steine Häufen! Geheimnisvolle Eingänge liegen am Hang wie verschlossene Münder, Zugänge in die Tiefen des Gesteins. Hier und da steht ein eiserner Förderturm herum, Fachwerkhütten bei den älteren Fundgruben, Kauen verdecken Luftlöcher, geschundene Arbeitsgeräte wurden mit Farbe überpinselt und ausgestellt, ein eisernes Förderrad sitzt halbiert in der Haldenlandschaft angerostet und aus noch fernerer Zeit liegt eine hölzerne Welle wie ein Baumstamm mit Nocken daran, stehen ausgebauchte jahrhundertalte Trockenmauern und gerade neu gemauerte. Das neu gemachte scheint im besten Fall authentisch. Sentimentaler Kitsch und ungeschickte Denkmäler, Symbole, Schilder über Schilder, billige Kunst gibt es genug in unseren öffentlichen Räumen. Das Geld war meistens knapp bei den Entscheidungsträgern und manchmal auch der Kulturverstand. Es muss auch mit weniger gehen! Manches ist trotzdem liebenswert.

Es lebe die Nostalgie, die Lethargie – die großen Zeiten sind nämlich vorbei!
Wir pflegen unsere Grabesruh, den grünen Ausblick von Hügel zu Hügel. Dem Tal entlang schaut irgendwann auch der Schneeberg- Berg mit seiner fetten Kirche darauf.
Wir stellen Bergparaden nach und Blaskapellen spielen auf, bestaunen befremdet Trachten, Arbeitsbekleidung von damals, nachgeschneidert und gut aufbewahrt! Der ganze Zug läuft vorbei, Attrappen in den Händen. Ach ja, die alten Zeiten, welch wundersames Theater!?

Die großen Errungenschaften liegen hier verschüttet unter fein abgeschrägten Wiesenflächen, Büschen und Bäumchen, zwischen Wegen hin und her.
Es gibt kein `Berggeschreye´ mehr!
Wir lassen unsere Finger weg von des Berges `Innereien´ und legen die Hände besser in den Schoß als uns erneut an ihm zu vergreifen - bis jetzt! Nur die Löcher von den nachrutschenden Steinen sind immer gut zu füllen.
Es ruft der Berg nicht mehr - nur noch zum Besteigen, um freie Zeit auf ihm mit zügigen Schritten zu vertreiben, nicht gänzlich einzurosten. Denn laufen ist immer gut für `alte Säcke´ - egal wo, aber am besten bei frischer Luft! Manche locken die Jüngsten mit, von den Bildschirmen weg in die sich neu erschaffende Natur!

Lasst uns den Berg ehren und nicht nur den Bergmann, der ihn gnadenlos beraubte und, oft selbst zum Opfer geworden ist dabei.
Noch sind hier nicht alle Quellen versiegt - zum Glück! Manche glauben an ihre heilende Kraft zu längerem Leben sowie andere an Gott!
Wir räumen und forsten jetzt alles auf, pflegen darin herum. Die Schlehenfrüchte gedeihen prima. Die Rehe trauen sich auf die bedeckten Halden bis an die Siedlungen, wo die Kumpel einst hausten, der Wohnraum wurde dann aufgehübscht - für die, welche es gerade hier her verschlagen hat und noch immer verschlägt.
Es wird immer besser, wenn alles so weitergeht, uns das Elend der Welt weiter übersieht?! Der Weltschmerz strahlt medial ständig in unsere Stuben, mehr als vordem unser uranhaltiges Erz.
Aus unserem Gestein, seiner unfassbaren Energie wurden zerstörerische Waffen gemacht und geißeln die Menschheit immer noch bedrohlich. Eine Bedrohung von kranken Gehirnen ausgedacht, geschaffen und mit Worten jetzt neu geschärft!
Ja, bunter wird die Welt der Kulturen für uns. Es mischen sich die Geflohenen unter die Gebliebenen.
Unbequemer soll es werden, sagen die Prognosen und `Prognosinnen´!
Das Leben wird teurer, nur kurz durften wir `Neuneuroreisen´ durchs ganze Schlaraffenland.

Aber wir erinnern Vergangenheit nicht etwa, weil sie um so vieles leichter und besser war, nein nur weil sie für uns vergangen ist und wir ihr Elend nicht dulden müssen!
Lasst uns Vergangenes nicht nur verklären, sondern so betrachten, um verbliebene Chancen für die Zukunft dabei zu ergründen!
Manche Fehler lassen sich nicht so einfach wiederholen - welche Hoffnung. Dafür erfinden sich Neue - welche Aussichten?!

Unsere Wurzeln wollen das `Richtigmachen´ hervortreiben, das Beste für Generationen nach uns.
Wir brauchen lebendige Kultur. Wir brauchen Kunst, die Gegenwart reflektiert, in die Zukunft weist aus der Fundgrube der Geschichten unseres Landstriches heraus, Kunst, welche altes Kulturgut schöpft, um es in unsere Zeit zu transformieren! Große Themen weltweit, betreffen auch unsere `Bergbevölkerung´ im Mittelgebirge! Die Welt ist klein geworden, doch auch für uns ist sie überall.


Jetzt haben wir einen echten Tony Cragg, eine fast 4 Meter hohe recht beachtlich große Bronzeplastik namens „Stack“ (deutsch „Stapel“). Das Monument steht im Kurpark, dort wo vorher ein hölzernes eiförmiges Kunstwerk von Georg Mann namens „Jünger als jung“ als ein Zeichen immerwährenden lebendigen Neuanfangs an selbiger Stelle lag, mitten zwischen den Grabsteinen der verschlossenen Grubenschächte. Das `Ei´ ist beiseite gerollt worden nach nebenan. Mächtig gewaltig, jetzt haben wir einen `Kunstberg´ dort stehen, bronzenes Felsgestein, ein Korallenriff, einen erstarrten vulkanischen Ausbruch oder gar einen `Atompilz´ künstlerisch manifestiert, `die Rache des Berges an uns Menschen´, aber nahbar, geschmeidig glatt zu berühren. Übersehen lässt sich das Werk schlecht im Vorbeigehen, nur wenn man gerade nichts sehen will und miteinander beschäftigt ist oder prinzipiell Dinge ignoriert, die sich nicht auf den ersten Blick erschließen oder überhaupt den gewohnten Lebensraum beeinträchtigen wollen.
Ist die Bronze leider wieder aus Versehen ein Denkmal geworden, welches in die Vergangenheit weist, so faszinierend sie auch dasteht? Das, was genau an diesem Platz erbittert aus den Erdschichten darunter hervor gebuddelt wurde, sitzt jetzt vielleicht als Kunstform computergeneriert raffiniert geschichtet obenauf - könnte man meinen.
Er würde uns lange erhalten bleiben dieser famose Haufen, länger als natürlich gewachsene Felsen in der Umgebung, denn deren Tektonik verändert sich. Die Natur wird immer schichten und stapeln. Bodenablagerungen vom Wind und vom Meer geschaffen gibt es fortwährend. Die Spezies Mensch häuft im Besonderen seit sie existiert, stapelt Holz und Stein, Containerlabyrinthe, Häuser zu Wohntürmen, unwiderstehliches Tortengebäck,
Leichen in Gräber, Geld und Zahlen, alles neben,-hinter,- übereinander.
Das macht ja wohl auch ein Denkmal aus, festzustehen und lange halten, erinnern?!
Dann gewöhnen sich auch die Leute daran. Sie werden es vielleicht lieben oder sich wenigstens nicht fürchten davor, wenn es lang genug steht und schon deshalb letztendlich respektiert wird?!
Hier durfte jemand richtig Geld in die Hand nehmen! Die Regionalpolitiker sind sofort da, um zur feierlichen Einweihung mit bergmännisch gekleideter Blaskapelle im Rücken das Band durchzuschneiden, um ganz wichtig und öffentlichkeitswirksam ihre Kunstbegeisterung auszudrücken?!
Der Künstler des Werkes fehlt und sein evtl. Gallerist, obwohl sie noch am Leben wären, auch die Bevölkerung wurde scheinbar nicht extra besonders bemüht. Vielleicht ist es doch in erster Linie ein Geschäft mit Eitelkeiten und silbernen Münzen?
Was sagt man dazu? Man kann nur hoffen, dass solche `vom Himmel fallende Kunstwerke´ berühmtgewordener Meister nicht die kargen lebendigen Bemühungen regionaler Kunstschaffender nebenbei noch ganz erschlagen. Ich selbst bevorzuge wechselnde Kunstwerke an unterschiedlichsten Standorten. Wann und wie lange etwas bleiben darf, sollen aber die Menschen in ihrer jeweiligen Zeit an ihren Orten empfinden und mitentscheiden dürfen!
Die Chemnitzer Bürger wollen ihren `Nischel´ scheinbar auch nicht wieder hergeben und werden ihn selbstbewusst 2025 als Kulturhauptstadt selbstbewusst präsentieren, auch wenn ihn die Zeit schon lange zurückgelassen hat?! Ebenso wie sich voraussichtlich die `Gebirgler´ und ihre Gäste hier in Bad Schlema bald mit ihrem famosen `Stapelhaufen´ dauerhaft anfreunden würden!?
Irgendeine innere Betrachtungsweise dieses Bildwerkes wird wohl auch Optimismus, Vertrauen in die Zukunft ablesbar machen!? Man wünscht es der Kunst und dem Künstler, den Besuchern. Vielleicht kommen wir ja wirklich nicht weg vom Berg in all seinen Schichtungen. Er sei auf ewig verehrt!

 



Hölzerne Stelen
07.01.2020

... gegenüberstellen in Augenhöhe, hinauswachsen lassen von der flachen Erde in den Himmel - wohin wir selbst stehend ragen, wohin die behauenen Bäume schon einmal wuchsen.
Ein Baumstamm ist förmlich schon Stele - gewachsener Pfahl, sich verjüngende Säule.
Sein Streben in die Länge verleitet zur Aufreihung der Formen, gesteigert durch Wiederholung in Ähnlichkeit - wie vorwärts gesetzte Schritte auf dem Weg in die sphärische Unendlichkeit.
Stelen sind ganz Statik, sind wie Skalen, die unser Auge misst - Gliederung und Rhythmus, sind Zeichen und Botschaft.

 



Bewusstmachen bildnerischer Gestaltungsprinzipien im dreidimensionalen Schaffensprozess,
Thesen und Antithesen, Lehrsätze und Maximen aus persönlicher Sicht
(2021 überarbeitet - derzeitiger Zwischenstand)

Gestaltungsprinzipien (PDF)

 



Körperräume - Tunnelträume
07.01.2013

Den Raum diagonal durchkreuzen mit mir, ihn mit Armen und Beinen ausspannen, Boden und Decke berühren, versperren ohne freie Sicht ohne Weg für niemand, nur für mein verharrendes Sein

... welche Kraft.

Einen Moment der begrenzten Gegenwart genießen, dem der Weg in die Zukunft verschlossen ist und auch eine Reise zurück nicht hat

... welche Ruhe.

Nichts einlassen, niemanden durchlassen, nach hinten wie nach vorn, mit sich den Augenblick besetzen, in der Stille das Nichts spüren, dann die Gedanken des Bleibens finden in allem, in steter Konzentration hin zur Unendlichkeit

... welche Einkehr, welche Macht.

Erfüllter Körper- Raum heißt sich spüren in der Begrenzung, in der Verspannung der Körperendungen mit dem angepassten Raum. Aber nur um einen Bogen aus Sehnen und Wissen zu schlagen von der beherrschten Realität der Enge und Begrenztheit zur unbegrenzten Weite, Höhe neuer anderer Möglichkeiten

... welch´ Sehnen.

Wenn die Gedanken schon die Freiheit wieder ersehnen, läuft bald der Körper hinterdrein und bringt sich ans Licht, in die wärmenden Strahlen der Sonne

... welche Lust.

Ich bin, weil ich Raum fülle, ihn fühle. Ich bin, weil ich mir und euch den Weg versperre, eröffne, wann und so lange ich will. Ich bin, weil mein Körper stehend das Kreuz beschreibt, welches den Weg verhindert, das Rechteck ausmisst, in welches ich passe, darin verweile oder es verlasse obwohl es ständig mit mir ist.

... ich bin

 



Über den Sinn von Kunst gedacht
2009/ (2020 überarbeitet)

...weil wir wie Schatten über diese Erde fliehen und zudem in der lästigen Gnade stehen, uns vor Augen zu haben dabei
...weil wir als tragisch und schmerzvoll empfinden, diese bemessene Frist im tun oder lassen verstreichen zu sehen
...deshalb wollen wir mit all unserem gegebenen Sein, nur wenigstens einige Spuren in die Gegenwart vergraben - Versuche von Sinn.
...dies vermag die Kunst zu leisten, leicht und lustvoll, wenn auch nicht ohne Mühe
...sie vermag dem Menschen seine Würde bewahren helfen